Solidarität ist unsere Waffe!

Mittwoch, 18.12.2024

Buch "das info. briefe von gefangenen aus der raf 1973-1977" als pdf-Datei zum Download

Im Jahr 1987 erschien das Buch "Dokumente. das info. Briefe von Gefangenen aus der RAF aus der Diskussion 1973-1977", herausgegeben von Pieter H. Bakker Schut. Das "info" war das Kommunikationssystem zwischen den Gefangenen untereinander und der Gefangenen mit den sie vertretenden Rechtsanwälten ihres Vertrauens. Das 336-seitige Buch dokumentiert eine Auswahl aus diesen Briefen.

Der Klappentext von 1987 lautet wie folgt: "Als notwendige Ergänzung zu Bakker Schuts Analyse 'Stammheim', die bereits heute als das Standardwerk zur Geschichte des Stammheimer Prozesses eingeschätzt wird, liegt mit diesem Dokumentenband erstmalig eine umfangreiche Auswahl der Briefe vor, die die Gefangenen aus der RAF in den Jahren 1973 bis 1977 im Rahmen des unter dem Namen 'das info' bekanntgewordenen Kommunikationssystems ausgetauscht haben. Ohne die Kenntnis dieser authentischen Zeugnisse aus den Gefängnissen wird in Zukunft eine sachgerechte Auseinandersetzung über eines der brisantesten Kapitel der Nachkriegsgeschichte unmöglich sein. ISBN 3-89029-019-1"

Wir haben das Buch digitalisiert und stellen es als pdf-Datei zum Download zur Verfügung. Es gibt aber auch noch wenige Exemplare des Buches "druckfrisch" und eingeschweisst. Für 20 Euro kann es unter der folgenden Email-Adresse bestellt werden: versand (et) libertad.de

Nachfolgend dokumentieren wir die ersten Seiten mit der Vorbemerkung des Herausgebers und der Editoren, das Inhaltsverzeichnis, die ersten Briefe sowie die letzten Seiten mit den Namen und Abkürzungen.

Pieter H. Bakker Schut (Hrsg.) • das info

Dokumente
Herausgegeben von
Pieter H. Bakker Schut

das info
Briefe der Gefangenen aus der RAF
1973- 1977

Neuer Malik Verlag

© 1987 by den Autoren
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung Ingo Wulff
Satz: Utesch Satztechnik GmbH, Hamburg
Gesetzt aus der Garamond
Druck: Plambeck, Neuss
Printed in Germany
ISBN 3-89029-019-1

Vorbemerkung des Herausgebers
Als notwendige Ergänzung zu meiner Analyse des Stammheimer Prozesses gegen die Rote Armee Fraktion [Pieter H. Bakker Schut: Stammheim, der Prozeß gegen die Rote Armee Fraktion, 685 Seiten, DM 39.80] liegt mit diesem Dokumentenband erstmalig eine umfangreiche Auswahl der Briefe vor, die die Gefangenen aus der RAF in den Jahren 1973 bis 1977 für das „info" geschrieben haben.

Das „info" war das Kommunikationssystem zwischen den Gefangenen untereinander einerseits und der Gefangenen mit den sie vertretenden Rechtsanwälten ihres Vertrauens andererseits. Dieses bei den zahlreichen Zellendurchsuchungen mehrfach beschlagnahmte Material diente den Anklagebehörden unter anderem dazu, einige der am Verfahren beteiligten Rechtsanwälte zu kriminalisieren und vom Prozeß auszuschließen. Das nicht etwa deshalb, weil das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft den info-Texten selbst einen strafbaren Inhalt unterstellten - den Gefangenen wurden die Briefe, wenn auch häufig verspätet, nach jeder Beschlagnahme wieder ausgehändigt - nein, das Mitwirken an der Organisierung des „infos" reichte den Behörden aus, den Anwälten die Absicht zu unterstellen, die „kriminelle Vereinigung ihrer Mandanten zu unterstützen". Das zielte allerdings darauf, eine wirksame, dem Selbstverständnis der Angeklagten dienende Verteidigung zu behindern und später gar unmöglich zu machen. Dieser Vorgang ist detailliert in meinem Buch „Stammheim" beschrieben worden. Darüberhinaus diente das „info" den genannten Behörden als ein weiteres Indiz dafür, den im Stammheimer Verfahren Angeklagten „Rädelsführerschaft" zu unterstellen.

Doch die Organisierung einer wirksamen kollektiven Verteidigung war nur eine der Funktionen, die die „info"-Briefe für die Gefangenen selbst gehabt haben. Die andere, für die Gefangenen ungleich wichtigere Funktion, war eine politische, nämlich der Kampf um einen kollektiven Politisierungsprozeß, gegen die Isolation und gegen die auf Vernichtung gerichtete Vereinzelung, ein Kampf um politische Identität und persönliche Integrität gegenüber sich und anderen, ein Kampf letztendlich ums Überleben.

Diese Funktion darzustellen erfordert Verantwortung gegenüber den Verfassern der Briefe. Sie darzustellen erfordert Authentizität, die letztlich nur von den Gefangenen selbst gewährleistet werden kann.

Deshalb entspricht die Auswahl und die Zusammenstellung der Briefe der, wie sie von den Gefangenen selbst 1976/77 in Stammheim und Hamburg getroffen wurde und mir während meiner Arbeit zugänglich war. Das ist auch ein Grund dafür, warum auf jede Kommentierung verzichtet wurde; denn sie beinhaltet heute, also mehr als zehn Jahre später, die Gefahr, etwas anderes daraus zu machen, als es für die Beteiligten gewesen war. Im übrigen ist die prozessuale Bedeutung dieser Dokumente hinlänglich in meiner Darstellung des Prozesses kommentiert. Alleine ihr Umfang hat es erforderlich gemacht, sie als gesonderten Band herauszugehen.

Allerdings tauchen in den Briefen eine Vielzahl von Namen und Begriffen auf, die in den siebziger Jahren den politisch Interessierten und Tätigen durchaus geläufig, deren Erklärung für den heutigen Leser aber wieder notwendig erscheint. Diese Erläuterungen wurden als Fußnoten ans Ende des betreffenden Briefes gesetzt. Das betrifft sicherlich auch die Jüngeren, für die die Auseinandersetzung mit und das Verstehenwollen von historischen Prozessen ein Teil der eigenen Identitätsfindung ist.

Der Herausgeber versteht die Veröffentlichung der „info"-Briefe als einen Beitrag zur Aufklärung über Ursachen, Hintergründe und Ziele des bewaffneten Kampfes in Westeuropa, der, als antiimperialistischer Guerillakrieg geführt, von den Staatsschutzbehörden als solcher auch verstanden und auf der Ebene offener und verdeckter Kriegsführung angenommen wurde. Dieser Krieg ist Teil unserer Gegenwart. Er herrscht weltweit und kann nicht mit verschleiernden Begriffen aus der Welt geschafft werden. Seine Existenz ist also keine Frage der Moral und keine des Bekenntnisses dafür oder dagegen.

Das Aussprechen dieser Selbstverständlichkeit würde sich erübrigen, wenn nicht die augenblickliche Behandlung dieses Themas gleichzeitig ein Versuch der Entpolitisierung beinhaltete, der die Hintergründe der Auseinandersetzung, der die Motive und das Ziel der politischen Gefangenen und damit letztlich auch der „68er-Bewegung" vergessen machen soll. Somit dient die Veröffentlichung dieses Dokumentbandes der notwendigen Rekonstruktion eines über den heutigen Tag hinaus wirkenden bedeutsamen Kapitels deutscher Nachkriegsgeschichte.

Schreibweise und Interpunktion der Dokumente entsprechen mit folgender Ausnahme den Originalen: dort unterstrichene Wörter sind hier kursiv wiedergegeben. [Und auf dieser Webseite sind die gesperrten Wörter fett wiedergegeben.]

Amsterdam, Mai 1987
Peter H. Bakker Schut

Vorbemerkung der Editoren
das sind briefe aus der diskussion im info. die die gefangenen in hh und sthm 76/77 zusammengestellt und rausgegeben haben, wir wollten sie damals veröffentlichen, damit das nicht nur unsere erfahrung bleibt, damit sie so,
wie wir sie gemacht haben, da ist.

wir haben die briefe genommen, die für uns selber in dem prozess wichtig waren, die uns zusammengebracht haben, in jedem davon ist der von allen, es ist der rote faden durch den ganzen Stapel: der kollektive politisierungsprozess, in der isolation — getrennt zusammen zu kämpfen.

wir haben die diskussion in drei abschnitte geteilt, die jeder auch einen politischen einschnitt, eine andere Situation für uns bedeutet haben.

von den ersten briefen 73 gibt es nur noch diese vier, das info war da noch nicht organisiert und es wurde wenig geschrieben, von vielen wusste man gar nichts oder nur was die anwälte erzählt haben, die meisten briefe sind von 74, obwohl auch da einige fehlen, die wir gerne dabei gehabt hätten.

74, das war die diskussion auf den hs zu, um unsere politik und praxis im knast, aus der isolation. die auseinandersetzung mit mahler ist deswegen hier mit drin, weil sie darum ging.

wir hatten 73 zwei hungerstreiks gemacht, noch aus der vereinzelung und unbestimmt, weil wir den hs noch nicht als kampf begriffen hatten, in diesen beiden ersten Streiks ist uns klar geworden, dass nur die bedingungen andere
geworden sind, das terrain, aber nicht die konfrontation. die diskussion um die entscheidung, den hs so zu führen, kam zusammen mit dem kampf der irischen gefangenen in england. er war das praktische beispiel. gudrun hat diesen prozess den schub zur einheit genannt, und so wars, im hs 74 ist sie konkret geworden, die, die nicht mehr wollten, sind in dieser entwicklung abgezogen.

dann die briefe im hs, manchmal sind es auch nur ein paar sätze, eben das, was zu sagen war. alles war anders, es war jetzt die aktion, und es ging drum, sie zu halten, zu bestimmen, aus ihr zu kämpfen.

der dritte abschnitt ist die zeit nach dem hs bis 77. das info war inzwischen zerschlagen, das direkte, unmittelbare in der diskussion abgehackt, ausserdem gingen die prozesse los und die arbeit daran, und es gab die ersten kleinen gruppen. die, die so zusammen waren, fingen an, pakete aus ihrer diskussion zu machen und es so wieder aufzubrechen.

von den paketen ist nur noch das hh-paket aus sthm vollständig, viele sind ganz weg, zb aus berlin gibt es gar nichts mehr, rekonstruieren wollen wir nichts, auch wenn mans dem sinn nach könnte, es wäre immer was anderes.

einige briefe sind gekürzt; einzelheiten über die persönliche geschichte, familie, anwälte oder auch diejenigen, die nicht mehr zur gruppe gehören, haben wir rausgenommen.

wir haben noch poulo condor drangehängt, das war 73 eine radiosendung in der ddr, und die, die sie in berlin hören konnten, haben den text ins info geschickt, er gehört zu unserem prozess genauso dazu wiejeder einzelne brief.

von anderen, die das info gelesen haben, haben wir oft mitgekriegt, dass ihnen die schärfe auffällt.

aber so absolut ist es - es schliesst sich aus: mensch und imperialismus, und nirgends erfährt man das so unmittelbar wie in der Isolation.

und dann: es ging damals um alles für uns. was wir im knast sind, das war nach der niederlage 72 auch entscheidend für die frage, ob und wie sich die guerilla hier durchsetzen kann.

dass die, die hier angefangen haben, nicht mehr geknackt werden können, war die Orientierung, die den ganzen politisierungsprozess bis 77 bestimmt hat. es hat durchgeschlagen, gerade an den gefangenen und dem kampf aus den isolationslöchern: dass das neue stärker ist, wenn wir es wollen.

wir reden heute anders, das stimmt, aber auch weil wir da durch sind, ohne diesen prozess, wo jeder bis auf den grund gestiegen ist, könnten wir es nicht, wüssten wir auch nichts.

es ist ein teil von unserem fight, und so nah wie es damals für uns war — der, der da schreibt, war richtig da, du hast ihn gesehen, ganz genau in jedem wort — so ist es immer noch.

märz 85

das info
aus der diskussion 73 - 77
briefe der gefangenen aus der raf

inhalt

DER SCHUB ZUR EINHEIT - DIE DISKUSSION BIS ZUM HUNGERSTREIK

1. reden wir von uns / gudrun, anfang 73
2. ulrike zu mahler, 20.5.73
3. zum begriff des politischen gefangenen / gudrun, 4.6.73
4. ,die rebellenarmee..' / gudrun, 4.6.73
5. über den rost zur revolution / gudrun, april 74
6. brigitte am 10.4.
7. ali am 12.4.
8. guru, super und elefant / gudrun, 13.4.
9. monika am 13.4.
10. zum knotenpunkt / gudrun, mitte april (zu becker)
11. mein lieber / andreas, april 74
12. suppenschildkröte / andreas, april 74
13. irene am 12.5.
14. ingrid am 13.5.
15. das kollektiv ist jeder / holger, 20.5.
16. die waffe mensch / holger, 5.6.
17. die flöte / andreas, 8.6.
18. froschperspektive / helmut, 9.6.
19. ,fragst du mich, wie der kampf enden wird' / andreas, juni 74
20. ,zur wirkung des gifts reicht eine borstenpore' / gabi, 23.6.
21. ein oder gibt es nicht / holger, 4.7.
22. mein schweigen / jan, 8.7.
23. darin such dir unsere moral / andreas, 13.7. (zu allnach)
24. heilsarmee / gudrun, 20.7.
25. ulrike zu mahlers schrift (stvo), 22.7. (an allnach)
26. brigitte am 25.7.
27. ich verkleb keine pflästerchen mehr / ali, 26.7.
28. ,führt friedliche kämpfe untereinander' / andreas, 31.7.
29. vertikale klassenanalyse / jan, 1.8.
30. jan zum info, 1.8.
31. gudrun am 4.8.
32. innere und äussere ursachen / jan, 5.8.
33. die kleinen teufel / andreas, 9.8.
34. zur bambule in hh / holger, 9.8.
35. die ,theorie des überlebens' / helmut, 10.8.
36. christa am 10.8.
37. metropolenbrut / gudrun, 12.8.
38. nochmal zur vertikalen klassenanalyse / jan, 21.8.
39. werd endlich materialist / ulrike, 22.8.
40. gudrun am 24.8.
41. ,umwälzungen finden in sackgassen statt' / ulrike, 25.8.
42. ulrike und jan zu spätlese, ende august
43. andreas am 25.8.
44. zu widerstand / holger, 31.8.
45. holger am 1.9.
46. andreas am 3.9.
47. ulrike, anfang september
48. gudrun am 9.9.
49. ulrike zum 1. prozesstag in berlin, 10.9.
50. der geist des affen / andreas, 11.9.
51. ingrid am 12.9.
52. gudrun am 13.9.
53. andreas, mitte september

HUNGERSTREIK (september 74 - februar 75)

54. gudrun am 17.9.
55. wolfgang zum ds, 17.9.
56. zu frauenknast und ,rolle' / gudrun, 21.9.
57. christa am 22.9.
58. monika am 27.9.
59. werner zur verlegung, 28.9.
60. holger am 29.9.
61. jan am 30.9.
62. gudrun am 3.10.
63. ulrike zu irenes abbruch, 11.10.
64. untauglich / ingrid, 23.10.
65. brigitte am 26.10.
66. also sich hinlegen / andreas, ende oktober
67. helmut am 29.10.
68. gudrun am 29.10.
69. das einzige, was zählt, ist der kampf / holger, 1.11. (an manfred grashof)
70. wolfgang am 8.11.
71. ali am 9.11.
72. jan am 11.11.
73. ingrid zum ds in berlin, 11.11.
74. unsere emotionale reaktion allein ist keine waffe / andreas, 11.11.
75. andreas am 12.11.
76. jan am 16.11.
77. der ,operator' des streiks ist der entschluss / andreas, 20.11.
78. ulrike am 22.11.
79. andreas am 27.11.
80. jan, ende november
81. gudrun am 31.11.
82. protokoll des gesprächs mit dem ai-vertreter, dezember 74

DISKUSSION 75 - 77

83. der schlüssel ist krieg, andreas zur linie für die prozesserklärung in sthm, 20.5.75
84. aus der diskussion in sthm, herbst 75
85. fünf seiten zu zwang / gudrun und jan, herbst 75
86. ulrike an hh, 7.10.75
87. gudrun an carmen, herbst 75
88. andreas zum prozess, oktober 75
89. andreas an inge, dezember 75
90. zellentriumphalismus / andreas, 20.1.76
91. gudrun zu egalität, januar 76
92. gudrun, januar 76
93. hanna, ende januar
94. andreas zum stockholm-prozess, feb. 76
95. kh an hanna, 4.3.76
96. zusammen kämpfen / ulrike, märz 76
97. was gemeint ist terrain / gudrun, märz 76
98. ob du dich unterwerfen willst / gudrun, 14.3.
99. ulrike an hanna, 19.3.
100. helmut zum umschluss in hh, 20.3.
101. gudrun am 12.4.
102. klassenstandpunkt / ulrike, 13.4.
103. andreas zum prozess in hh, 22.4.
104. jan zum stockholm-prozess, 2.5.
105. andreas zu hanna, 2.5.
106. zu einem brief an 2.6.-gefangenen / gudrun,8.5.
107. bernd am 30.5.
108. ron zur zeugenladung in sthm, 29.9.76
109. gabi zu ihrer aussage, september 76
110. hh-paket, sept./oktober 76
111. ingrid, 21.11.76
112. zum ,brief einer rz' an die gefangenen / gudrun, 6.1.77 (an kh)
113. wolfgang zum hs in hamburg, 11.1.
114. wolfgang, 31.5.
115. wolfgang am 2.6.
116. zur situation nach der buback-aktion / wolfgang, 5.6.
117. margit am 7.6.
118. papier aus sthm, 1.9.77

POULO CONDOR oder DER SINN DES LEBENS
von nguyen duc thuan

namen
abkürzungen

DER SCHUB ZUR EINHEIT - DIE DISKUSSION BIS ZUM HUNGERSTREIK

1.

,der eingeborenenstatus ist eine neurose, die vom kolonialherrn bei den kolonisierten mit ihrer zustimmung eingeführt und aufrechterhalten wird ... der kolonisierte heilt sich von der kolonialen neurose, indem er den kolonialherrn mit waffengewalt davonjagt, wenn seine wut ausbricht, findet er sein verlorenes selbstverständnis wieder, und er erkennt sich genau in dem masse, wie er sich selbst schafft, von weitem halten wir seinen krieg für den triumph der barbarei. aber er bewirkt durch sich selbst die fortschreitende emanzipation des kampfes und vernichtet in ihm und außerhalb seiner schritt für schritt die koloniale finsternis ... man bleibt entweder terrorisiert oder wird selbst terroristisch, das heißt: sich entweder den auflösungsprozessen eines verfälschten lebens überlassen oder die ursprüngliche einheit erringen.'

so interpretierte ein europäer (sartre) den algerischen befreiungskampf.

reden wir von uns. reden wir selbst, unser kampf, unsere waffe ist unsere menschlichkeit. reden wir vom revolutionären subjekt, von seinem entstehen, von der dekolonisation des bewusstseins. von der befreiung von der gewalt durch die gewalt. vom 24-stundentag unserer aufgäbe und unseres
ziels:
die imperialen schweine zum teufel jagen.

erst der befreite spricht von der unterdrückung nicht mehr in der sprache der unterdrückung, das macht die verständigung so schwierig, aber der ausgangspunkt unserer rede ist unsere handlung: in der bewaffneten aktion und im knast verkörpern wir die befreiung. unsere freiheit von unterdrückung/ihre unterdrückung von freiheit.
wörter, begriffe sind aktionen. aktionen sind begriffe, das heißt: in ihnen durchbrechen wir jedesmal die vielschichtige und festgefügte front, die sich die bourgeoisie mit ihren wirtschaftlichen, politischen und militärischen apparaten geschaffen hat.
deren gewalt stets aktiv ist.
deren imperialismus nach aussen - neokolonialismus durch geld/kredite, berater und B 52-einsätze -
seine voraussetzung und genaue entsprechung im imperialismus nach innen hat: konsumentenpolitik als bürgerliche geldpolitik, der profit das Subjekt, der mensch das objekt, der konsument das ding, die wäre, nicht tier noch mensch, mit der ,arbeiteraristokratie' als der reifsten imperialen frucht hören die lösungsmöglichkeiten für die bourgeoisie auf, beginnt die lösung für uns durch das proletariat, die proletarische revolution erst voll ihre aktualität als alternative zu verrecken/erstarren zu entfalten.
das heisst: der führungsanspruch der 3. welt ist schon jetzt nicht das letzte wort der revolution, und nur die revolutionäre können genau das jetzt schon wissen - mit marx. der avantgardefunktion der verhältnisse in den imperialistischen metropolen entspricht die avantgardefunktion des revolutionären kampfs in den metropolen gegen die imperialistischen verhältnisse in den metropolen.

die höhere ebene der rohstoffpolitik, das ist die konsumentenpolitik.
ihr vollstrecker ist die sozialdemokratische maske. spätestens seit august 14 die typische sozialdemokratische maske: gleichzeitig vorhut und nachhut der imperialen siege, von völkermord zu völkermord, immer agent der bourgeoisie, zuletzt für den sieg des imperialismus im 24-stundentag. (der konsumentenstatus ist eine neurose...)
der ununterbrochene bürgerliche/imperiale krieg schlägt wunden ebenso in die tiefen/nach innen wie in die breite/nach aussen, von der spaltung des ichs zur spaltung der klasse zur spaltung der völker. spaltung, das ist die wesentlichste funktionsweise imperialer macht gegen das volk mit dessen zustimmung.

vierter, fünfter und sechster band des kapital heissen wohl ,verdinglichung'. sie erklärt die ,zustimmung', von der das system in den metropolen lebt.
als folge und voraussetzung imperialistischer produktionsweise (arbeitsteilung, trennung usw) schafft sie ständig die basis imperialer macht.

von der verdinglichung reden heisst von uns reden, sie angreifen, heisst den sockel der schweinemacht angreifen, ihnen das wasser abgraben, ihre radikale verneinung ist der standpunkt, von dem aus der metropolenguerilla angreift, zu seiner befreiung. von dem aus er schicht um schicht die struktur des systems blosslegt: im geldsystem das gewaltsystem. im gewaltsystem das geldsystem. unter der maske geld, das schwein.

konsumentenpolitik ist warenpolitik, die wäre ist der konsument. mit dieser zuspitzung der geschichte, die von den global organisierten und global kollaborierenden bourgeoisien gemacht wird, erklärt sich buchstäblich alles, ihre werte sind die wäre und der markt, müll und müllhaufen. der mensch, das internationale zahlungsmittel.
erklärt sich auch die sympathie mit den befreiungskämpfern überall dort, wo ein Schimmer von bewußtsein die imperiale finsternis durchdringt, ob an der trinkhalle in franfurt oder im palästinensischen lager: die bourgeoisie ist der gemeinsame feind.

dass der sozialismus eine ,historische notwendigkeit' ist, haben inzwischen auch die schweine begriffen, deshalb wollen sie ihn von oben, retten was zu retten ist usw. unsere sache, in den zerrbildern die wirklichkeit zu sehen und zu bekämpfen: das verwaltete, verdinglichte proletariat.

in den metropolen stehen zwischen den ausgebeuteten und der macht zwei heere. vor dem heer der bullen, die den schweinen ihren krieg führen, das heer der ideologen, ideologisierer, experten, wissenschaftler, politiker usw. die den schweinen ihren krieg führen im frieden, die für desorientierung sorgen, die dem volk das letzte noch rauben, seine gefühle.
,compassion'- dieses schwein.
verschiedene heere, verschiedene taktiken. egal zu welcher sie vor oder zurückgreifen, es handelt sich immer um eine politik: die majorität, die arbeiter zu arschlöchern zu machen, es handelt sich immer um eine Strategie: bewusstsein von der Wirklichkeit der ausbeutung/verdinglichung durch ausbeutung/verdinglichung zu verhindern, dem volk das wasser abgraben, um den fisch zu isolieren.

aber die dialektik setzt den taktiken ihre grenzen, die grenze: wo gewalt ist, ist widerstand, wo widerstand ist, ist mehr gewalt. wo mehr gewalt ist, ist mehr widerstand... die letzten werden die ersten sein.
und die arbeiter sind nicht die netten ding-arschlöcher, fangen an, den blue-collar-blues zu singen, machen krank (blue-collar-blues heisst: ziemlich die schnauze voll von der sorte arbeitsorganisation, machen blau, wenns ihnen passt. die soziologen tagen, um zu beraten, was ,unbehagen, misstrauen, krankheit' an den arbeitsplätzen der wohlstandsgesellschaften zu bedeuten haben..)
sicher: immer nur symptome, und eben nicht nur schon dafür, daß der mensch, der kein mensch ist, mensch sein wird, sondern auch noch dafür, dass der faschismus im imperialismus schon immer gesiegt hat.

jedenfalls: diese zone, ,die bewusstlose schnauze voll', ist der boden, auf dem und um den wir kämpfen, die unsichtbare schranke wird sichtbar, indem man sie überrennt, in jeder aktion, in der es um die Verwirklichung der angeblichen schrankenlosigkeit geht ('demokratisierung aller bereiche'!) stellt sich raus, die schranke ist da. jedesmal stehen die bullen da. universität/schule/fabrik/stadtviertel - jedesmal stehen die bullen da und man versteht: klassenkampf. man versteht: der staat/die legalität/das gesetz nützen wenigen, ihr klassencharakter, ihr rassismus ist gegeben.
die schweine schreien: mehr staat!
das volk sagt: mehr volk!
50.000 kugeln gegen einen, der begriffen hat: alle macht dem volk. in new orleans. 200.000 bullen gegen einen kleinen häufen, der begriffen hat: alle macht dem volk. undsoweiter. aktionen sind lektionen. und das, dem bewusstsein den boden erkämpfen, den die kleinen und grossen schweine besetzt halten, wird noch lange unser job sein.

reden wir dazu von uns, von unseren wunden, unserem hass, unserer freiheit. das ist unser blues. werden die brüder und Schwestern schon hören und verstehen, der Widerspruch zwischen leben wollen und nicht leben können ist explosiv, die lunte dran, marx dran: wahrheit ist dialektisch, die gefangenen des systems (jeder sein eigener gefangener, jeder sein eigener bulle) sperren die ein, die um befreiung kämpfen.

die kranken des systems errichten anstalten, um diejenigen zu isolieren, deren bewußtsein frei von spaltung ist. die internationale mafia erlässt die gesetze: isolation, desinfizierung, kacheln, entlaubung usw - es wird sauber gestorben.

der kriminelle, der wahnsinnige, der selbstmörder - sie verkörpern diesen widerspruch, sie verrecken in ihm. ihr verrecken verdeutlicht die ausweglosigkeit/ohnmacht des menschen im system: entweder du vernichtest dich selbst oder du vernichtest andere, entweder tot oder egoist. in ihrem verrecken zeigt sich nicht nur die vollendung des systems: sie sind nicht kriminell genug, sie sind nicht wahnsinnig genug, sie sind nicht mörderisch genug, und das bedeutet ihren schnelleren tod durch das system im system, in ihrem verrecken zeigt sich gleichzeitig die verneinung des systems: ihre kriminalität, ihr wahnsinn, ihr tod ist ausdruck der rebellion der zertrümmerten subjekte gegen ihre zertrümmerung, nicht ding, sondern mensch.

selbstverständlich müssen sie isoliert werden, selbstverständlich bedrohen sie die sicherheit der schweine usw.
selbstverständlich zeigen die ihre instrumente. nur: wir kennen sie, wir erkennen sie, sie verbreiten den schrecken nicht mehr, der sie erst scharf machte, sie sind stumpf, wir haben unsere zustimmung entzogen.

reden wir von der entstehung des revolutionären subjekts / des kollektivs / der gruppe / der klasse.

(schreibt auf. unsere haut.)

anfang 73 g

2.
deinem ding entnehme ich, dass es eine ‚kontroverse’ gibt -
dass untersucht werden muss, warum martin und medici sich weigern, uns politisch zu nennen -
dass martin und medici darauf bestehn, uns politisch zu nennen, weil sie darauf ihre herrschaft stützen, auf das was wir tun und lassen -
dass es ein moralisches privileg ist, politisch genannt zu werden (was ein moralisches privileg ist, erklärst du nicht - ich denke, du meinst sozialprestige - stimmts?) -
dass man uns dieses privileg aufzwingt, indem man es uns verweigert, weshalb wir scharf drauf sind -
dass der unterschied zwischen politischen und nicht politisierten gefangenen ein widerspruch im volk ist -
dass der unterschied moralisch und unmoralisch ein widerspruch im volk ist -
dass das verhältnis kader-massen auch so ein widerspruch ist -
dass der bewaffnete kämpf und unser organisationskonzept jetzt einerseits und ein praxis- und konzeptionsloses rh-gewäsch andererseits gehuppt wie gesprungen sind -
dass es dem brief ausm knast mit marx nur um diskussionssiege geht -
dass es weder das interesse noch das bedürfnis aller gefangenen ist, dass wir in die knäste integriert werden, und freie politische information auch nicht ihr, sondern nur unser interesse ist -
dass die rh-genossen das alles erfasst haben
und wir das jetzt auch erfassen sollen –

au warte! was tun? - völlig klar ist, dass der begriff des politischen gefangenen noch nicht fertig, noch nicht ausdiskutiert, rundum erfasst und bestimmt ist und dass wir das unbedingt machen müssen - und dass es natürlich wichtig ist, dass der richtige begriff durchgesetzt wird.
weil was wir auf der liberalen seite wollen müssen, ist dass bis hin zur uno-menschenrechtskommission und uno-juristen-kommission und amnesty international dieses einflussreiche pack endlich aufhört, mit ihrer schutzfunktion intellektuelle und antikommunisten zu privilegieren, dass man sie zwingt, die antiimperialistischen kämpfer vor folter zu schützen -

und auf der anderen seite, dass die genossen von der strasse den neuen faschismus begreifen, die funktion von knast und kz dadrin, die lebensnotwendigkeit von selbstorganisation in den gefängnissen, politisierung der gefängnisse - heisst verhinderung der isolation all derer, die entschlossen sind, widerstand zu leisten, weil von deren integration die frage der politisierung abhängt und isolation gleich liquidation ist.
das ist wichtig und muß gemacht werden, damit haben wir in der hungerstreikerklärung angefangen, aber was DU machst, mal rund raus, ist obstruktion und jedem wort, das von dir rüberkommt, merkt man an, dass es dir um diesen job gar nicht geht - auch bei dem, was du zum thema merve loslässt, nicht, wo so unglaubliche schweinereien drinstehen wie: ob du vorher fragen müsstest und wen eigentlich, bevor du auf den markt gehst - was jeder von uns allerdings tut - vorher fragen - wen er will, von wem er halt denkt und weiss, dass der vielleicht mehr sieht als er selbst, aber natürlich lässt sich KEINER - da nimm einfach alle die, die jetzt hungerstreiken - von dir mit der frage anpissen: wer bist du eigentlich? und die liegt ja wohl in deinen pfadfinderheiteren formulierungen drin, oder, wirklich - wut und empörung, kann ich da nur sagen.
nee du. besser du sagtest mal offen, was dir so stinkt, besser, du hörst mal auf, dich in deinem loch aufm hohen ross zu verbarrikadieren, besser du würdest einfach mal offen sprechen und wenn’s bitter ist.
jedenfalls fang ich jetzt mal an mit dem bitter sprechen zu dir.
und ich sag dir, ich bin so wütend, empört über das, was ich sagen will, dass ichs bestimmt nicht ‚sachlich’ und was deine kommunikationsbedürfnisse noch beinhalten, hinkriege, so ‚emotionslos’, wie du (LEHRER!) es gern hättest.

ich denke, dass es dich allmählich wurmt, was in den zwei jahren drin gelaufen ist, die du länger drin bist als n häufen andere, weil da nämlich nichts gelaufen ist - ausser der ununterbrochenen aktivität der schweine - aber bei dir/euch nichts, du hast welt-zk gespielt, parteivorstand, den mondialen imperialismus erfunden und diskutiert und dies und das - aber was um dich rum vorging, das war dir scheint’s ziemlich luft.
um dich rum ging nämlich vor, dass gefoltert wird, alis geschichte ist bekannt, karamehs 5 monate in einer zelle ohne fenster sind bekannt, vieles weiss man wahrscheinlich gar nicht, jedenfalls ich nicht, und worauf ich rauswill, ist astrids geschichte, die inzwischen auch meine ist.

im august 72 hat mir ein anwalt erzählt, dass du dir gedanken darüber machst, wie man den genossen draussen die angst vorm knast nehmen könnte - der kampf ginge auch drin weiter und soo schlimm sei’s auch nicht, im august. da hatte astrid ihre zeit von november 71 bis juni 72 im toten trakt köln - mit unterbrechungen, geschenkt - schon hinter sich, da war das längst gewesen, dass die guten ra’s nen herzspezialisten rangekarrt hatten für sie, der natürlich nur feststellen konnte, das herz ist ok. da war astrid schon ohnmächtig gewesen, und bekannt war, dass das psychoschwein seine schweinepfoten an ihr dran hat, an einem von uns, der sich normalerweise schon 200 meter gegen den wind erbricht, wenn sowas nur aufkreuzt - woraus du aber keine schlüsse gezogen hast über die not, die da herrscht, wo sowas passiert.

der politische begriff für toten trakt, köln, sage ich ganz klar ist das gas. meine auschwitzphantasien dadrin waren, kann ich nur sagen, realistisch, meine orientierung dadrin auch, nämlich die identifikation mit dem aufstand, den ich ja schliesslich dadrin auch gemacht habe, wenn man ein oder eineinhalb jähre dadrin überhaupt überlebt, nicht überschnappt, einfach verreckt, einfach kollaboriert – kommt man da raus und ist, was sie gern hätten: ein nur noch lallender besenstiel - mit den worten von sigrist: ‚zu keinem politischen widerstand mehr fähig’ (weils identisch ist mit dem, was er von den kapverdischen inseln beschreibt), vielleicht immer noch ein vor-wut-hass-kochender kessel, wahrscheinlicher aber: ausgebrannt, jedenfalls unfähig, auch nur zwei sachen noch zu koordinieren, zb einen brief nicht nur zuzukleben, sondern auch zu frankieren - eben fertig, das ist die wahrheit, weshalb eben jedes wort über ‚die qualen’ dadrin nur schamloses gewäsch sein kann, melville in moby dick sagt über die seenot von pip - wo also im prinzip von derselben sache die rede ist - über ‚die qualen’ genau einen satz (und weiss, wovon er spricht, weil ihm nach dem untergang der pequok dasselbe passiert ist) - nämlich: ‚oh gott, welcher mund kann das aussagen?!’

weil ‚die qualen’ natürlich auch der müll sind, erniedrigung sind, das leid ist immer der sieg der schweine, und wer das leidlied singt, besingt den schweinesieg, heisst verhöhnt die gefolterten, objektiv - und subjektiv hab ichs so empfunden, die politik der raf ist kampf, nicht leid, und ihre solidarität ist handeln, nicht mitleid.

geschenkt - so genau konntest du nicht wissen, was toter trakt heisst - bisher, und deswegen schreib ichs ja auch, damit’s alle wissen, weils natürlich alle was angeht, wenn die schweine da nochmal einen reinsperren und weil es natürlich auch die dimensionen dessen, was uns noch bevorsteht, klarmacht, der liquidation der antiimperialistischen linken, wie der neue faschismus sie vorhat.
du konntest das so nicht wissen und der, der drin sitzt, ist auch von anfang an nicht in der läge, konkret, gezielt, bestimmt zu sagen, was läuft und täuscht sich im zweifei auch selbst ziemlich lange über den grad, das fortschreiten der eigenen vernichtung, zumal einem das ding die gedanken und assoziationen wie mit einem beil andauernd zerschlägt und man dauernd den trümmern nachläuft.

aber es ist so, und einen schimmer davon MUSST du gewusst haben, weil astrids situation natürlich bekannt war, den ra’s bekannt, klarer als nachher meine, die schweine haben das mit astrid ja wohl gemacht, weil sie morgenluft gewittert haben, die ratten, als ihr der knast ohnehin zu schaffen machte, mit mir ja wohl wegen dem M von ‚BM’ und weil sie mich in die klapsmühle haben wollen, auch jetzt noch, klar. da hätten sie mich auch schon, wenn ich die psychosau im januar rangelassen hätte.
ich habe mich ziemlich lange gewehrt, das folter zu nennen, weil ich immer dachte, die tupas, die sie fixen, würden immernoch sofort mit mir tauschen, bis ich begriffen habe, dass das ja nur ne frage der zeit, von monaten ist. aber auch dann noch, als DU nach preuss’ erklärung über toten trakt richtig den begriff folter aufbrachtest, aber dann sofort wieder zur tagesordnung übergingst, weil ich dachte, dass bei folter jedenfalls jeder von uns aufspringt, sich was überlegt, dran bleibt, dass das nicht unser verhältnis zu folter ist, darüber ne sprechblase abzugeben und drei tage später guter dinge einen brillanten ablehnungsantrag gegen einen rehse-richter zu stellen, weil uns sone würstchen- und eierkisten dann nicht mehr interessieren, klar, ich war auch verwirrt.
ich habe dann in berlin bei der zeugenaussage nicht zuletzt deswegen so fürchterlich losgelegt - natürlich zuerst aus bedürfnis, aus hass über den masslosen zynismus der feisten posserspeckschwarte, und auch, damit das gegeneinanderausspielen von astrid und mir hier mal aufhört - aber auch um DIR das wort abzuschneiden, sodass ich dachte, ich bin im wald, als du nach meinem geschrei noch begütigend zu den schweinen sagtest, wenn man sie nicht bekämpfen müsste, müsste man mitleid mit ihnen haben, weil meine gefühle blutrünstig waren, als ich ‚menschenexperiment’ gesagt habe, habe ich an ns-wasserunterkühlungsversuche gedacht: mal sehn, wann er abkratzt.

aber der punkt ist: dass die schweine das mit astrid gemacht haben und wir waren draussen und habens nicht gewusst. und du MUSST es annähernd gewusst haben - erzählst aber im august 72 noch herum, man brauche keine angst vorm knast zu haben usw - als schliesslich auch die mordversuche an carl, carmen, andreas gewesen waren, tommy liquidiert, jan und holger zusammengeschlagen, gerd in anwesenheit seiner eltern ‚verhört’ worden war. da redest Du noch solche SCHEISSE! was siehst du überhaupt? was nimmst du überhaupt wahr? warum habt ihr, hast DU nicht viel früher einen hungerstreik organisiert gegen eure isolation, die schweinereien gegen einzelne, gegen die iso von astrid öffentlichkeit organisiert?
du wehrst dich gegen den begriff des politischen gefangenen, nimmst ihn aber wie einen besitz, einen eigentumstitel in anspruch. die aktivität des begriffs, der jetzt aufm tisch ist, der solidarisches handeln verlangt - das weisst du einfach von dir, das ist für dich der gegenständ einer ‚kontroverse’ - statt an ihm mal selbstkritisch DICH zu prüfen.

dein zentraler satz ist: ‚jeder kampf muss unmissverständlich ein kampf für die interessen und bedürfnisse der massen sein’ - ein nichtssagenderes, aufgeblaseneres wort als ‚unmissverständlich’ gibts überhaupt nicht - aber: wenn du vor lauter massenfetischismus oder meinswegen auch nochmal: kitsch die genossen nicht siehst, dann mach dich fett drauf, ein kader zu sein, aber du bist es nicht. ‚alle menschen in den reihen der revolution müssen liebevoll für einander sorgen…’ sagt mao in ‚dem volke dienen’ - und das sind doch wohl die genossen - auch und zuerst - oder?
du gehst ja auch auf nichts ein. die fragen wegen merve beantwortest du juristisch-kriminologisch, man habe dir nachwort und die denunziatorischen krikel-krakelmitschriften ‚verschwiegen’ - dass DU nach DEINER aktivität gefragt wirst, dem entziehst du dich einfach, und die ganz klar gestellte frage, wieso, wenn alles so einfach wäre, nicht längst 400 oder 4000 gehungert haben in den knästen – auf die gehst du natürlich auch nicht ein, sie ist aber u.a. eine frage an DICH!
nach unseren vernehmungen in berlin schriebst du, du hättest verdammt was begriffen, über dich, deinen opportunismus, den markt, dein lavieren, deine probleme.
was du machst, wie du dich verhältst, ist nicht das, was du willst, aber sehn musst du schon mal, was bei dir los ist und vor allem nicht los ist und deswegen sag ich: sprich endlich mal bitter - als dich hinter irgendwelchen themen zu verschanzen, die im augenblick gar nicht deine probleme sind.
denn der unkonzentrierte, begriffslose stuss, den du zum thema kontroverse verzapft hast, kann gar nicht die folge von ein paar tagen nix gefressen sein, sondern ist schief und krumm, weil er nur einer der vielen panzer ist, mit denen du dich umgibst.

und dazu sag ich noch: hör endlich mit der scheiss-psychoanalyse auf. denn es gibt nur eine befreiung von den vielen arten von tod in diesem system und nur eine heilung von der kolonialen und der faschistischen und der ausbeuter- und marktneurose - das ist die gewalt gegen die schweine: knarre, bewusstsein und kollektiv, wir sind entwaffnet, aber wessen sie uns auch jetzt nicht berauben können, wenn wir’s mit zähnen und klauen verteidigen, ist bewusstsein und kollektiv, und bewusstsein ist nicht bücherwissen, sondern der hass, der klassenhass auf die schweine und auf alles, was uns hindert, ihn in die tat umzusetzen, wozu die folter gehört, und wozu ganz sicher gehört, dass sie dich schon soundsolange isolieren, die ZELLE, der ununterbrochene terror, dem du ausgesetzt bist und der dich umso mehr terrorisiert, je weniger du ihn wahrnimmst und dir einbildest, er mache dir nicht soviel aus.

sie oder wir - sie für sich oder wir für uns - entweder du bist ein teil des problems oder du bist ein teil der lösung …

20.5.73 u

martin
bis 74 generalbundesanwalt, vorgänger von buback

thema merve
es geht um mahlers papier ‚über den bewaffneten kampf in westeuropa’ (stvo), das er bei merve unter ‚kollektiv raf’ rausgebracht hatte, wir wussten davon nichts, kannten es auch gar nicht, in dem brief vom 22.7. schreibt u genauer darüber.

sigrist
ist professor in münster. als wir dabei waren, die isolation als folter auf den begriff zu bringen, hat er dazu im kursbuch 32, folter in der brd, einen beitrag geschrieben über die folter in guinea-bissau + capverden und dass ihr zweck hier wie dort identisch ist.

preuss
hatte damals noch ein mandat bei u.

posser
justizminister in nordrhein-westfalen, verantwortlich für den toten trakt.

3.

eins deiner argumente ist: martins verweigerung des begriffs ‚politische gefangene’ sei eine provokation. martin warte nur darauf, dass wir drauf reinfallen, weil das die isolation nur zementieren würde etc. also unsere taktik sozusagen die krönung von martins politik.

weil dieses argument so beispielhaft falsch ist, beispielhaft für die falschen ansichten, die so von dir kommen - hier nochmal die argumentation, die die richtigkeit unserer taktik zeigt, an zwei jüngsten beispielen.

wenn es so wäre, dass martin drauf wartete, dann hätten ‚die gaullisten den mai 68 angezettelt, um die wählen zu gewinnen’ etc.
dann hätte die raf den radikalenerlass ‚inszeniert’, die reaktion ‚restituiert’, das system ‚stabilisiert’, dann wären wir die provokateure, dann wären wir schliesslich auch ‚elitär’ (was ja eben zwangsläufig das ergebnis jeder art von bullenanalyse des konzepts ist - wie zb hinten im ‚bm-report’ dokumentiert), na usw.

es ist aber nicht so. und martin, hemfler, posser etc warten nicht drauf, dass wir politische gefangene sein wollen, sondern sie fürchten es, weil wir es sind, und sie tun ja wirklich alles, um uns daran zu hindern, ist es nicht so?

also, wie sieht denn, nochmal am beispiel politische gefangene/alle gefangene, die dialektik aus. nehmen wir den bericht aus der lehrter jetzt und carls knappe beschreibung der zwangsernährung vom 27.mai. beide zeigen, wie richtig die taktik ist, die in dem fall also in den politischen gefangenen den hebel zur politisierung der gefängnisse sieht.
die mädchen in der lehrter wurden behandelt wie jeder andere gefangene, der etwa auf einem ,recht' besteht, den druck spürt, auf den druck reagiert, explodiert, gegendruck erzeugt - verprügelt, abgefixt, in den bunker gezerrt etc.
carl wurde behandelt wie jeder andere gefangene, der in zweibrücken hungerstreikt - schon nach wenigen tagen mit gewalt ernährt, doppelter zwang etc. indem die pigs also mit politischen gefangenen machen (machen müssen), was sie mit jedem anderen gefangenen jeden tag, jede stunde machen, kommt die innewohnende dynamik in gang, also genau dann und da, wo die isolation aufgehoben ist, von ihnen nicht zu halten, durchbrochen von uns, durch uns, durch das, was wir tun - wird die dialektik wirksam: politische gefangene = alle gefangene (und natürlich können sie, wie in der lehrter, während ein rollkommando die essensausgabe überwacht, durchaus ne unterschriftensammlung deichseln, in der dann steht, dass alles nicht wahr ist - geschenkt) wird also die dialektik wirksam, wird das, was sie ,immer' und ,mit allen‘ machen, zur störung für sie, zur gefahr für sie, ist ihr täglicher faschismus, ihr reibungsloser verwaltungsablauf, ihre routine, balance gestört, ihre ideologie (,alle in einem boot', ,niemand ist ganz gut oder ganz schlecht' etc) im arsch, ihre fassade am stürzen, und das ist so, weil die fassade im knast eben nicht nur so stark, sondern auch ebenso schwach ist - ,wo gewalt ist, ist widerstand'.

muss man das noch weiter auswalzen? dass die isolation das politische kernproblem der revolutionären linken ist, überall, auf allen ebenen, in jedem einzelnen, im ganzen und allgemeinen? dass unsere taktik/strategie, wenn du mal die grosszügigkeit aufbrächtest, das zu bemerken, nicht nur die aufhebung der isolation der politischen gefangenen bedeutet, sondern ‚mittelfristig‘ meinetwegen auch die aufhebung der im kapitalsystem begründeten isolation der gefängnisse, erziehungsanstalten, irrenanstalten etc, und langfristig die aufhebung der im kapitalsystem begründeten isolation der revolutionären linken, um das zu sehen, muss man allerdings die fähigkeit erkämpft haben, in dieser isolation nicht nur immer bloss das diktat der schweine zu sehen, ihr werk, ihre macht, also die reaktionäre seite - sondern, und dann eben vor allem, auch die revolutionäre seite der sache: die notwendigkeit der trennung von diesem system, unser werk, die notwendigkeit der veränderung, des radikalen andersseins, des ,neuen menschen', ohne den es die neue gesellschaft, den qualitativen sprung, natürlich nie geben wird, wie sonst sollten die massen sich orientieren gegen die 24 stunden desorientierungsprogramm? na usw.
und verdreh das nur nicht: ich rede von der dialektik, der dynamik des prozesses, der die isolation aufhebt, aber eben zum vorteil der revolution, zum nachteil des schweineprogramms.

dir das erklären müssen, bringt selbstverständlich denselben inhalt, wie wenn mans irgendeinem genossen sonst erklärt, was man unermüdlich tut, logisch, aber es dir erklären ist nochmal ein gewaltiger unterschied, weil du's natürlich wissen müsstest, wissen könntest nach allem, was du sonst so weisst.
‚die schwachen müssen die führung übernehmen' – damit verhält sichs wie mit den ketten, ist eben auch eine marxistische, dialektische aussage über die klasse. und die schwachen, das sind immer noch die politischen gefangenen, der schwächste ist immer noch das proletariat.

meiner mutter musste ich mal klarmachen, dass nicht ,wir‘, ihre brut, ihre feinde sind, sondern dass die ihre feinde sind, die das so programmieren, dass es ihr so vorkommen muss, dass sie das so glauben kann.
so siehts aber allmählich auch irgendwie mit dir aus, ich meine dein verhältnis zu uns, nicht etwa unseres zu dir - was wir uns natürlich nicht gefallen lassen, unerträglich, in gewisser weise eben auch, was den turm betrifft, was gar kein wunder ist, weil ihr euch 2 jahre lang wie die letzten bürger behandelt habt: sie haben dich ignoriert, quatschen lassen, sich nicht eingemischt, und dir deinerseits fiel zu der scheisse im turm offenbar nur ein, dass das so ist, so sein muss, schuld der schweine, ,kz' etc. also einfach nichts weiter als das beurteilungsvermögen eines sozialarbeiters, von aussen, nicht die eigene haut, das ist das, was auch bis jetzt die bemühungen der rh kennzeichnet, und es ist das, was u. mit ,lehrer' meint – die pose, nichts dahinter, ausser natürlich ein herz und mitleid, geschenkt, aber man muss den vorwurf präzisieren, dir vorwerfen, dass du kein lehrer bist, und das bist du nicht, weil du kein schüler bist, von wem sollte ein manitu auch lernen?

aber ihr müsst jetzt einfach mal begreifen, dass alles, was wir euch sagen, gesagt wird, weil ihr es begreifen müsst. dass es uns nicht, natürlich nicht, um deckein oder irgendson unerträglichen dreck geht, den ihr euch offenbar doch vorstellen könnt, denn was sonst könnte es sein, das euch hindert, ausser dem schmerz, schon so lange untätig zu sein? aber den ertragen wir, teilen wir, hundertprozentig, bis zu einer bestimmten, bestimmbaren grenze, jenseits der es unerträglich ist, jenseits der eure inaktivität mit der beschnittenen handlungsfreiheit nichts zu tun hat.
handlungsfreiheit beraubt ist natürlich nicht identität beraubt, nicht kampf aufgehört, das aber ist der springende, wunde punkt dieser auseinandersetzung jetzt mit dir über ‚politische gefangene' - du wehrst dich ja nicht grundlos gegen diese ansicht, dass sie aber richtig ist, dass wir sie nicht aus dem ärmel geschüttelt haben, und dass sie für dich/euch irgendwie erstmal schmerzlich ist - das ist so, kann aber so nicht bleiben.
2 jahre wie jeder faule genosse draussen, nicht raf, weil raf ja ist: praxis nicht ohne theorie, theorie nicht ohne praxis, denken um zu handeln, um zu gewinnen, zu siegen, aber siegen heisst kämpfen, zb den dreck besiegen, der euch jetzt hindert, uns zuzuhören, zu begreifen, zu übernehmen, frei von jedem widerlichen nebenhintergedanken, der natürlich rest ist, rest von egoismus, subjektivismus, autoritärer scheisse - was du/ihr dann mit einiger unweigerlichkeit gezwungen seid, auf uns zu projizieren, und da gehts natürlich nicht weiter.
aber das muss jetzt laufen, radikal, weil ihr sonst nicht mitkommt, weil man euch braucht.

ihr habt 2 jahre den entfremdeten scheissdreck von rh etc nicht nur mitgemacht, sondern, jedenfalls entsprechend unserem selbstverständnis, ermöglicht, nicht verhindert.
das konnte so sein, weil ihr keine politischen gefangenen wart, sondern ‚revolutionäre auf der wartebank' - das ist dann eben so: phrasen plus hilflosigkeit = caritas.

gegen diese ganze schäbigkeit drei namen: prinz, tommy, georg.

wenn es nach euren 2 jahren ginge, wenn - dann wäre deren tod märtyrertod. aber ihr tod besitzt beweiskraft, und ‚der märtyrertod besitzt keine beweiskraft'.
denn ihr habt sowas wie den ,technizistischen' scheissbegriff, anbegriff von kämpfen, den sadismus, die krankheit, die schizophrenie des systems noch irgendwie ganz schön in kopf und händen, sonst hättet ihr die rh etc. nicht nur in nebensachen kritisiert, pro forma, klar, denn ein revolutionär auf der wartebank muß schliesslich was dafür tun, dass man ihn nicht rentner heisst - sonst hättet ihr die rh im grundsätzlichen kritisiert, ihren praxisbegriff korrigiert, stattdessen habt ihr den entfremdeten scheissdreck ,knastarbeit' gefressen, mitgemacht, und das alles zusammen ist elitär, opportunistisch, unpolitisch, entpolitisierend.
was man sich aber weder von martin noch von ,genossen' noch von anwälten noch von gefangenen, aber vor allen dingen nicht von dir/euch gefallen lässt.

jedes wort, jeder schritt eines politischen gefangenen ist von bedeutung, wirksam, das ist es, was man aus dem lehrter-bericht und carls bericht liest, und deshalb hebt martin die isolation nicht auf. und deshalb werden wir nicht aufhören, um die aufhebung der isolation zu kämpfen - ,bis die fordwerke zahlen', bis martin kapieren muss, dass die aufhebung der isolation das kleinere übel für die schweine ist.
dann gehts weiter, drin wie draussen. weil das eben überhaupt die taktik/strategie zur lösung des zentralen problems der revolutionären linken ist, zur aufhebung der fundamentalen' isolation der massen ,von sich selbst'.

jedenfalls: was man dir da so erklären muss, ist genau das, was man auch den vorsitzenden idioten erklären müsste – bei denen allerdings weiss man schon, dass das mit schreiben nicht hinzukriegen ist. aber was ist mit dir? denn du bist natürlich irre zäh, vollgestopft von theorie und image. weil das schmerzlich genug für uns ist, lass es durchaus auch dich mal schmerzen:
folterbar ist (natürlich), wer nicht erpressbar ist – wer erpressbar ist, ist (natürlich) nicht folterbar.
das ist die formel, die dein problem jetzt fasst, und du kannst nicht behaupten oder glauben, wir zeigten dir nur das problem und nicht auch die lösung.
sicher, wir haben ,gut reden' - 2 jahre die allerbeste schule, das ist ja klar, aber wozu, wenn du, also sozusagen jeder, darauf bestände, alles das, woraus andere revolutionäre je gelernt haben, selber zu machen, also auch die fehler zb? wo kam da die revolution hin, das proletariat?

sicher, du hattest relativ viele besuche, da akkumuliert natürlich nicht besonders viel druck, und klar, schön, wenigstens einer, aber was ist los, wozu hast du es benutzt, was tust du damit für alle?
was daran so etwas wie stinkt ist, dass du es benutzt, falsche ideen zu haben und nicht zu korrigieren, dass du es zb nicht dazu benutzt, für ali oder astrid was rauszuschlagen, von mehr schon ganz zu schweigen, versteh: deren besucherzahlen sind zu niedrig, nicht etwa deine zu hoch!

wer nicht folterbar ist, ist erpressbar, ob er's merkt oder nicht, martin jedenfalls würde dir danken, wenn er deine argumente so hören könnte, du bist entweder ao/ml oder wirst raf. allerdings gibts da noch sowas wie ne dritte möglichkeit, irgendwo dazwischen, eine hölle, etwa anarchist, das beispiel ist franz jung, der als verbitterter, wütender, beleidigter alter mann seine autobiographie schrieb, lies mal, er hat nicht rausgefunden, was proletariat ist, was proletarisierung - und so blieb ihm gar nichts anderes übrig als den ,lernprozess abzubrechen', unterschiedslos nach oben, gegen ,die führer' wie nach unten, gegen ,die arbeiter, die feigen, satten, sicherheitssüchtigen' zu fauchen und zu maulen, aber jung ist einigermaßen entlastet durch die geschichte, zwanziger jahre -
du nicht, die raf gibts.

was man dir also gern sagen will: tauch mal unter, ,in die tiefe', such und find die subtilen, giftigen, terrorisierenden, blutsaugenden mechanismen des weltmarkts, gesamtkapitals in dir - es ist wirklich die einzige möglichkeit, auch uns damit nicht zu terrorisieren.
zeit für falsche politische ansichten werden wir bis zum letzten piepser haben, allerdings unter der bedingung, dass es auch zeit dafür gibt, die falschen ansichten zu korrigieren, und das ganze heisst dann: bedingungslos kämpfen.
wie gesagt, man braucht euch, braucht dich, man hat keine zeit, gibt zig bücher zu lesen, aus denen wir jetzt eine menge lernen können - ,berge versetzen' der job, nicht privatpost.
lies nochmal die zwei berichte, beide haben das niveau, so minimal der ausschnitt ist, so maximal haben sie das niveau, unter dem nichts geht: faktisch, analytisch, klassenanalytisch, mit einem so gut wie durch nichts behinderten blick für das, was an einer sache taktik/strategie der schweine ist und was an derselben sache unsere taktik/strategie ist, durch uns für uns.
für diese art befangenheit, also vor allem die reaktionäre statt die revolutionäre seite ein-und-derselben sache zu sehen, gibts die politischen begriffe opportunismus und revisionismus. sie fallen nicht vom himmel, sie stammen aus keiner trickkiste. sie sind systembedingt, vom system produziert, dem system verhaftet, dem system nützlich.

4.6.73 g.

bm-report
war 72 das erste vom bka lancierte buch, mit dem wesentliche linien der psychologischen kriegsführung gelegt wurden.

hemfler
hessischer justizminister

turm
war eine besondere abteilung im männerknast in moabit, wo nina + peggy und nelly + karameh zwischen 71 und 73 jeweils zu zweit isoliert wurden, in berlin haben sie mit dieser form von isolation: zu zweit, zuerst experimentiert, später in ossendorf usw.

,bis die fordwerke zahlen'
bezieht sich auf die guerilla in argentinien, die einen fordmanager entführt und geld und nahrungsmittel für ihn verlangt hatte, als ford abgelehnt hat, haben sie noch einen zweiten und einen dritten geholt, bis das geld gezahlt und die lebensmittel in den armenvierteln verteilt waren.

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POULO CONDOR oder DER SINN DES LEBENS
von nguyen duc thuan

thuan: - gefangen! der ernst der situation wurde mir schlagartig bewußt, und ich wog die chancen eines fluchtversuchs ab. einfach losreissen und in der menge untertauchen, der mich angesprochen hatte, packte meinen gürtel und hielt ihn fest zwischen seinen fingern, es war hoffnungslos, sie führten mich zu einer villa. ich mußte mich auf eine bank setzen, ein paar minuten später holte mich jemand ab und führte mich die in die erste etage. wir befanden uns im büro des sicherheitsdienstes, berüchtigt im ganzen süden als die mörderhöhle im zoo von saigon, sie nannten es P 42 - posten 42. ein hauptmann verhörte mich.
was hat sie in den zoo geführt? - ich wollte mir die tiere ansehen, wie alle.
wo wohnen sie? - in der provinz.
weshalb sind sie nach saigon gekommen? - ich wollte mich nach den preisen für enteneier erkundigen, ich verkaufe welche.
wie lange sind sie also schon in saigon? - seit gestern abend.
und wo sind sie abgestiegen?
ich gab ihnen als adresse das hotel quoc dan an. irgendwann hatte ich den namen im vorübergehen gelesen, ich hatte keine ahnung, um was für ein hotel es sich handelt, nichts als zeit gewinnen, zeit für irgendetwas, vielleicht für die gelegenheit zu fliehen, ich war der reisbauer thinh aus dem dorfe than phu, und kein mensch konnte von mir verlangen, dass ich dinge im köpf hatte, die es auf dem land nicht gab. sie glauben dir nicht, aber sie sind auch nicht vom gegenteil überzeugt, also prüfen sie deine angaben nach und schon hast du erreicht, was du wolltest - du hast zeit gewonnen, sie verhörten mich ununterbrochen. -
wo ist ihre mutter? - tot. - ihr vater? - tot. - liebten sie ihre eitern? - sicher. - mit wieviel jähren kamen sie in die schule? - ich erinnere mich nicht. - als sie sechs jähre alt waren? - ich erinnere mich nicht. - zehn jahre? - ja vielleicht. - fürchteten sie ihren vater? - nein. - er
schlug sie oft? - nein. - sie wurden in than phu geboren? - ja. - haben sie sich in der schule schlagen lassen? - ich war immer klein, deshalb musste ich mir auf die zehen treten lassen. - (triumphierend) sie stammen nicht aus dem süden. die leute im süden sagen nicht ‚auf den zehen treten’. - ich wurde im süden geboren, aber meine eitern stammen aus dem norden, ich habe den ausdruck von ihnen gelernt. -
ich weiss nicht, ob der hauptmann mir glaubt, sie zeigten es nie, ob sie einem was glauben oder nicht, die menschliche widerstandskraft ist wirklich fantastisch, einen tag und eine nacht verbrachte ich ununterbrochen stehend, an die mauer gelehnt, die füße im abstand von 80 zentimetern vom fuß der mauer. dabei war ich ständig der hitze von zwei 1000-watt-lampen ausgesetzt, so stand ich, ohne mich zu bewegen, ohne platz und haltung zu ändern, ohne zu essen oder zu trinken, am ende sagte einer von den kerlen zu mir: ‚he, was sagen sie, herr thinh! ihre haare sind vollständig weiß geworden.’ ich dachte, daß er sich einen witz mit mir machte, um mich zu beeindrucken, aber einige tage später konnte ich feststellen, dass es kein witz gewesen war, ein tag und eine nacht hatten gereicht, mir den köpf eines alten mannes zu geben.
sie bestehen also darauf, der reisbauer thinh zu sein, aber nehmen wir mal an, sie sind nicht der unbedeutende thinh aus dem unbedeutenden dorf than phu, sondern einfach nguyen duc thuan. nehmen wir nur mal an, sage ich, in diesem fall, wissen sie, machen wir ihnen ein angebot. wir bieten ihnen unsere zusammenarbeit an. vielleicht fürchten sie, dass man sie als renegat denunziert, daß die räche der partei sie verfolgen wird, der schütz unserer leibgarde wäre ihnen zu
jeder stunde sicher, wir bieten ihnen für den anfang 20000 piaster gehalt im monat. und das wird sich beträchtlich erhöhen; wenn wir mit ihrer arbeit zufrieden sind, sie haben nichts anderes zu tun, als radio zu hören und uns danach über die situation im norden auf dem laufenden zu halten, das ist alles, sehen sie, auf diese weise wird es nichts geben wofür man sie des verrats bezichtigen kann, die verbindung zu ihnen erhält eine einzige person aufrecht, so, ist das erstmal klar?
was ist das, ein radio?

poulo-condor ist ein archipel, das ein gutes dutzend inseln unterschiedlicher große umfaßt, von saigon aus in wenigen stunden mit dem schiff zu erreichen, im heulen des windes im toben des ozeans erhebt poulo-condor sein 300 meter hohes massiv, das in den oft regenverhangenen himmel stösst seit einer ewigkeit. - vor mehr als einem jahrhundert zählte poulo-condor mehr als 3000 seelen, die vom fischfang und vom ackerbau in den beiden dörfern co ong und an hai leben, um ihren überfall auf vietnam vorzubereiten, bauen die franzosen die insel als aggressionsbasis gegen die 6 östlichen provinzen des südens aus. die bevölkerung wird erbarmungslos gejagt, von nun an gibt es auf poulo-condor nur noch zwei kategorien von einwohnern: gefangene und wachmannschaften.
die insel ist eng mit der geschichte des nationalen befreiungskampfes verbunden, le hon phon, ton duc thang, le duan, le van luong, le duc tho, pham van dong - sie alle haben auf poulo-condor gelitten und gekämpft, die insel wird die grosse politische universität indochinas seit der zeit der untergrundbewegung in den dreißiger jahren, tausende werden gefoltert und müssen ihr leben lassen, ihr einziges verbrechen besteht darin, dass sie für die unabhängigkeit ihres landes kämpfen. 1954, nach den genfer-indochina-abkommen werden die meisten von ihnen nach nordvietnam entlassen, aber 500 behält man insgeheim zurück, manche von ihnen leiden heute noch auf poulo-condor - nach fast 20 jähren, unter den amerikanern und ihren verbündeten, zuerst ngo dinh diem und später ky und thieu, wird poulo-condor zu einem ort, wo das blut in strömen fließt, eine hölle auf erden.

thuan: - lebe wohl erde, lebt wohl, freunde, werde ich jemals von dieser insel zurückkommen? - über wasser starrend, das dunkel am schiffsrand vorüber glitt, versuchte ich, ein letztes bild von saigon zu erhaschen, aber die dächer, die spitzen der bäume, das flussufer von saigon, alles verschwand vor meinen äugen, wurde meinen blicken gleichsam durch die wände des bootes und die geschwindigkeit, mit der wir uns vom ufer entfernten, entrissen, meine frau, meine kinder - wussten sie am morgen dieses dezembertages, dass ich im begriff stand, mich noch weiter von denen zu entfernen, die mir etwas bedeuten? vielleicht aber, und das war wahrscheinlicher, würden sie es niemals erfahren, denn ich weiss, wie spärlich die spuren sind, die für die zurückbleiben, die nach mir suchen, und wie schnell sie verschwinden.
vor 16 jahren war ich das erste mal auf poulo-condor, um elf bittere jahre dort zu verbringen, aber wir wussten wofür, und wie wunderbar war der tag der befreiung. damals stand ich auf der mole, die ich jetzt - nur fünf jähre später - wieder betreten sollte, mit mir standen die genossen, wir erwarteten das schiff, das mit 30 leichten booten aus phu quoc kommen sollte, um uns auf das festland zu bringen, die delegation des gefängnisses wurde vom genossen pham hung geleitet, genösse tuong dan bao stand an der spitze der delegation der revolutionären bewegung. werde ich den augenblick vergessen, als der konvoi mit vollen segeln auf uns zukam? die rote fahne mit dem goldenen stern flatterte auf jedem boot. wenn poulo-condor jemals menschliche freude kennengelernt hat, dann war es in diesen revolutionstagen im august.
da lag sie, die insel. die sonne ging über dem meer auf. poulo-condor erschien vor uns mit seinen dächern, seinen wegen, seinem zerklüfteten strand, ich stand auf, um es genauer anzusehen, der berg der herren war so majestätisch wie damals, der massive kalkofenberg schien uns zu begrüssen. ja, die landschaft hatte sich nicht verändert, der gleiche ozean, die gleichen bäume und die gleichen berge, wie bekannt und vertraut mir das alles war, wie es mich deprimierte.
kommandant: schwört ab. nicht abschwören bedeutet, sich selber in das lager I verbannen, da bleibt von dir nichts mehr übrig als haut und knochen, haut und knochen, nichts mehr.
gefangene: schwört ab, genossen, abschwören heißt leben, schwört ohne gewissensbisse ab. ihr tut es im dienst der sache. es darf nicht sein, dass alle kader sterben, wer soll weiterkämpfen, wenn alle getötet werden, lager I ist der tod.
kommandant: hört gut zu: es gibt nur zwei wege. zwei, sage ich euch, und nicht etwa drei, hämmert euch das gut in eure schädel ein. der erste ist der des todes, des qualvollen todes, des langsamen todes. der zweite weg - das bedeutet abschwören, ein weg ohne hindernisse, ein angenehmer weg. der weg des lebens. es ist an euch, zu wählen, und noch etwas, poulo-condor ist das paradies der kommunisten, aber poulo-condor ist auch die hölle auf erden, ich hoffe, ihr habt das gut verstanden, ich hoffe es in eurem eigenen interesse. wenn euch daran gelegen ist, zu frau und kindern zurückzukehren.

thuan: - du bist gefangen, du bist nicht dein eigener herr. wirst zum verhör geholt und manchmal auch geschlagen, elendes essen geben sie dir, und essen nennst du es überhaupt nur, um deine eigene würde zu behalten, und jeden tag bist du in der zelle, siehst nichts als die vier grauen wände, die dich einschliessen, hörst nichts als die schritte deiner wächter und die geräusche deiner mitgefangenen. du bist gefangener, schlimmer noch: politischer - und dein leben vertropft sinnlos zwischen feuchten, kalten wänden, und dann hatten sie noch was im lager I: die tigerkäfige, eine besondere zellenart, die auf dem festland unbekannt war.
kommandant: das ist hier die hölle auf erden, und ihr, die man uns geschickt hat, könnt ruhig alle hoffnung auf eine rückkehr fahren lassen, poulo-condor ist eure politische universität, sagt ihr? nun, unsere lektionen werden sehr anstrengend sein und ihr werdet davon so müde werden, daß ihr nach nichts mehr verlangen habt als nach einem kühlen flecken erde, wo eure körper den würmern als universität dienen werden.
thuan: - sie sprachen immer vom tod. irgendwann, daran liessen sie keinen zweifel, würden sie uns umbringen, wann, das entschieden sie. es konnte ebensogut in drei jahren wie in drei tagen oder drei stunden passieren, die stunden waren wie minuten, weil du immer dachtest, es muss gleich passieren, und dann waren die minuten wie stunden, weil du verzweifelt fragtest - wann ist es endlich soweit? - und sie hielten, was sie versprachen, langsam sollte der tod sein, langsam und qualvoll, manchmal glaubte ich, es nicht mehr aushalten zu können, ich begann zu fürchten, daß ich schwach werden würde, die hände auf dem rücken gebunden, die füsse in ketten, den kiefer mit einem metallischen kinnband gehalten, so verbringst du tage und nächte. denn sie wollen dich klein kriegen, sie füttern dich wie ein kind und lachen über dich, weil du nackt wie ein wurm bist und unbeweglich wie eine statue. das ist sehr schlimm für den körper, aber noch schlimmer für die moral. du kennst deine schwäche, deine hilflosigkeit frisst an dir, und der feind gewinnt unwider-
stehlich an boden.
genosse: weißt du, wir sind die alten, auf uns sehen die genossen, uns vertrauen sie. wir wissen wie es ist, wenn man beginnt, die hoffnung zu verlieren, wenn man glaubt, nicht mehr durchhalten zu können, für die jungen genossen ist alles neu. es kann sein, dass sie vielleicht zerbrechen, wenn wir ihnen nicht helfen, es ist schwer für uns, ich weiss, aber es ist eine wichtige aufgäbe, an uns müssen sie sich aufrichten, verstehst du? wenn wir schwach werden, fallen sie alle um, aber wenn wir durchhalten, dann haben sie etwas woran sie sich klammern können.
thuan: - ich wollte durchhalten, ich wollte, ich wollte, immer wieder dachte ich nach, du darfst nicht schwach werden, du darfst einfach nicht, wie wenn ich nun doch schwach werde? wie, wenn sie mich sehen, zerbrochen, leer, kriechendes beispiel für die macht des
feindes? das wäre das schlimmste, das allerschlimmste.
umerzieher: ich bin ein reeducator, ein umerzieher, man quält dich? nun, das ist schlimm, sehr schlimm, aber siehst du, das muss doch nicht sein, du musst nicht leiden - für nichts, für eine fiktion, wirf doch dein leben nicht für eine doktrin weg. das leben hat dir doch noch etwas zu bieten, niemand verlangt mehr von dir, als daß du mit den lippen deine loyalität zum staat bekennst, was ist daran so schlimm? du vergibst dir nichts, was du denkst, ist deine sache. aber du bist von allem erlöst, kannst frau und kinder wieder sehen.
thuan: - nein, das nicht, nur das nicht, ich begriff, dass alles vergangene unwiderruflich der geschichte angehörte, ich hatte kein recht, mich auf etwas zu berufen - auch nicht auf meine verdienste – was hinter mir lag. lediglich der augenblick zählt, und wie du ihn durchstehst, selbst wenn du weisst, daß du nur noch eine minute zu leben hast, so hättest du noch diese eine minute lang weiter die pflicht, deine würde zu verteidigen, koste es, was es wolle, ständig gegen die schwäche in dir ankämpfen, gegen den Individualismus, der in dir wohnt, und so gern das grosse ganze aus den äugen verlieren möchte um des egoistischen vorteils willen. - der selbstmord wäre ein fehler, eine verletzung deiner revolutionären pflicht - eine flucht, aber der verrat, so dachte ich, ist schlimmer, und ich begann, mir aus allen möglichen stoffresten einen strick zu flechten, aber dann kam ein abend, als sie mich vom verhör zurückbrachten, ich fühlte mich sehr schlecht und bekam furchtbaren hunger. immer, wenn sie uns schlugen, bekam man nach einer weile diesen unerträglichen hunger. ich suchte meine büchse. ich hatte nur noch einen elenden reisklumpen, von dem ich nie sattwerden würde, aber es war essen, ich traute meinen äugen nicht, als ich sah, dass unerklärlicherweise neben dem reis noch viele kleine fleischstückchen in der büchse lagen, woher um alles in der weit kam das fleisch, ich drehte mich um -. meine genossen betrachteten mich mit erwartungsvollen blicken. da begriff ich, dass sie das fleisch von ihren mageren portionen gesammelt hatten, um es mir zu geben, die büchse in der hand, schaute ich von einem zum anderen - und dann weinte ich plötzlich, in mir war alles aufgewühlt, die genossen hatten mir nicht einfach etwas zu essen gegeben, wer hätte mir das noch erklären müssen, es war, als hätten sie gesagt: was du leidest, leidest du für uns alle, gib nicht auf. halte durch, was in unseren schwachen kräften steht, wollen wir tun, um dir dabei zu helfen. - in diesem augenblick wusste ich, dass ich durchhalten würde, ich fühlte die nähe des todes, aber ich wurde deshalb nicht schwach, ich würde sterben müssen, das war klar, aber ich würde nicht schwach sterben, an diesem abend vernichtete ich den strick.
binh: - ich halte es nicht aus, ich kann nicht mehr, ich will stark sein, aber ich weiss, dass ich nicht durchhalten werde, was soll ich nur machen, genossen? sie zerbrechen mich, diese teufel. zerbrechen mich wie ein stück glas und ich kann nichts dagegen tun, ich war
doch nie ein feigling! und hatte ich etwa angst, für die partei mein leben zu opfern? aber sie machen einen feigling aus mir, diese teufel. ich habe keine angst vor dem tod. aber ich habe angst, dass sie mich wieder holen, dass sie mich quälen und dass ich dann schwach werde, ich habe angst, ein verräter zu werden, ich bin schon schwach geworden, ich habe vor ihren füssen gewinselt und geweint, ich habe es nicht mehr ausgehalten, ich habe angst, dass ich beim nächsten mal die partei verraten werde, was soll ich nur tun,
genosse?
umerzieher: ich bin euer umerzieher. wirklich, ich bewundere euren kämpferischen geist ausserordentlich, aber ihr seid vom rechten weg abgekommen, wenn ich das mal so sagen darf, ihr habt das spiel der kommunisten gespielt, das war nicht richtig, seht ihr. aber noch ist es ja zeit umzukehren, vertauscht eure ideologie gegen die ideologie des staates, der kommunismus bekämpft den staat, deshalb ist der staat entschlossen, die kommunisten zu vernichten, ihr seid gefangene auf dieser insel hier, mitten im ozean - wir könnten
euch sehr leicht liquidieren, versteht ihr, sehr leicht, aber wir wollen euch retten, und deshalb appellieren wir an euch, die ihr doch eure frauen und kinder liebt, die ihr treu sein könnt...
was bedeutet abschwören?: der gefangene wird gezwungen, die fahne des feindes zu grüssen, seine hymne anzustimmen, in der ngho dinh diem beweihräuchert wird, dann muss er sich in einer erklärung zum kämpf gegen die kommunisten verpflichten, ho tschi minh beschimpfen und ein hoch auf ngho dinh diem ausrufen, danach muss sich der gefangene eine rede anhören, in der das regime und seine errungenschaften gepriesen werden, und schliesslich den offizieren des lagers die ehrenbezeugung erweisen, die kröne setzt der feind dem ganzen auf, indem er den gefangenen befiehlt aufstellung zu nehmen und im gleichschritt an den offizieren vorüberzumarschieren, um auf ein zeichen im chor zu rufen:
nieder mit unseren führern! es lebe ngho dinh diem!

binh: - genossen, ich halte es nicht durch, sie quälen ja nicht nur unseren körper, diese teufel. sie foltern auch deinen geist. sie erniedrigen dich, sie zwingen dich, dinge zu tun, für die du dich eigentlich selbst verachten musst. ich halte es nicht aus. die demütigung ist fast noch schlimmer als die schlage, schlimmer als das hängen und schlimmer als die schocks. sie zerstören unseren stolz, und das halte ich nicht aus. man ist kein mensch mehr, genossen, man ist schlimmer als ein tier.

das essen und das wasser stellen sie an das ende der langen reihe von käfigen. ein gefangener aus jeder zelle muss für alle holen, man muss es so schnell wie möglich holen, sonst stossen es dir die gorillas mit den füssen um oder die gefangenen verschütten es in ihrer hast, aber man darf natürlich nicht dabei laufen, mit gesenktem köpf, den bauch auf der erde, die beine angezogen - so robbt der gefangene so schnell es geht auf die büchsen zu. und dann hat man die büchsen. kriechen, mehrere kondensmilchbüchsen mit wasser unter dem arm und konservenbüchsen mit etwas reis unter dem anderen arm, muss der gefangene in die zelle zurück, und er darf keinen tropfen wasser verschütten und kein korn reis verlieren, sonst müssen seine zellengenossen seinetwegen hungern, wo die portionen ohnehin kaum zum überleben reichen, der gefangene darf nichts verlieren, nicht einmal, wenn ihm die gorillas in die seite treten, so zum vergnügen, dass er sich fast überschlägt, und wehe, wenn sie ihn erwischen, wie er sich in der zellentür irrt! schon hagelt es tritte und der gefangene kann froh sein, wenn er die hälfte des wassers und des essens in die
zelle bringt, wenn man ihm nicht zur strafe alles wegnimmt, und er liegt auf dem bauch, darf den kopf nicht heben um nach seiner zelle ausschau zu halten und dann muss er noch auf seine büchsen aufpassen, wehe der zelle, die keinen mann hatte, der sich auf das alles
verstand, sie musste unweigerlich eine hungerzelle werden.

thuan: - es quält mich, dass binh schwach geworden war. wir hatten uns nach kräften bemüht, ihm zu helfen, aber wie sollte man ihm erleichterung verschaffen, wenn die gorillas ihn foltern? dann war er allein mit sich und seinen quälen, und da konnte ihm niemand helfen, ich grübelte vor mich hin. wie soll das alles weitergehen? was brachte das ein? wo lag der sinn? - welch ein verlust: jeden tag verloren wir hier die besten kader. warum mussten ausgerechnet sie sterben?
sollte man nicht das mass der schmerzen und des todes mindern, mit dem morden aufhören und dem wirrwarr ein ende machen? sollte am ende das abschwören gar nicht so schlimm sein, wie wir immer gedacht hatten? hiess es schliesslich nicht, tatsächlich die kader zu retten?
vielleicht war es besser, wenn alle ihr leben behielten, freilich, wenn sie schon abschwören, dann muss es ‚ausgewogen’ sein, eingeschränkt auf die einfachste verbale äusserung, mit dem einzigen ziel, aus dieser hölle herauszukommen, keine erklärung unterschreiben, keine fahne grüssen. keine sonstigen zugeständnisse, abschwören also, um es kurz zu sagen, ohne das ansehen der partei auch nur im geringsten zu schädigen, nur mit der absieht, sich gegen den feind zu wehren, der sonst unweigerlich die besten genossen liquidieren würde.
sollte ich den genossen dazu raten? sie hörten auf mich, sie achteten meine meinung und würden meine vorschlage vielleicht akzeptieren, sollte ich ihnen raten abzuschwören? vielleicht war es das beste, aber ich wollte nichts tun, ohne mich vorher mit bieu zu beraten.
bieu: wofür, frage ich dich, ist dann bis jetzt unser blut geflossen? wofür haben die genossen gelitten, wofür sind sie gestorben? damit du den überlebenden einredest, sie sollen ‚unter gewissen bedingungen’ abschwören? du willst also, dass wir uns selbst aufgeben und verlangst obendrein, dass wir glauben, dass der feind dir entgegen kommen wird! möglich übrigens, dass er am anfang tatsächlich deine ‚gewissen bedingungen’ akzeptiert, einfach deshalb, weil er froh ist, dass die front zerbröckelt und weil er sich diese chance nicht entgehen lassen will! aber das tut er nur, um dich zu täuschen, und wenn du dann einmal dem defätismus verfallen bist – darüber mach dir keine illusionen - dann kommst du nicht mehr davon los. du wirst vorsichtig und gibst schliesslich auf. und am ende kriegen sie dich so weit, dass du deinen namen unter alle möglichen erklärungen setzt, siehst du, und das geschriebene bleibt, das kannst du nicht mehr rückgängig machen, das ist dann schlimm für dich, aber noch schlimmer - du verstehst was ich meine, ist es für die revolution, für deine genossen, die so lange an dich geglaubt haben, durettest keine kader, du raubst sie uns, weil du ihnen den stolz nimmst, aber ich kann nicht für dich entscheiden - denn ich kann nicht für dich sterben und du nicht für mich, was mich betrifft, so ändert sich nichts, und dabei, glaube mir, solltest du es belassen.
thuan: - in der nacht musste ich plötzlich an meine kinder denken, wir hatten drei kinder, meine frau und ich. bloss zeit hatten wir kaum füreinander, rechnet man die seltenen augenblicke zusammen, die wir miteinander verbrachten, wird man wohl kaum mehr als drei monate zusammenkriegen, die wir seit unserer heirat gemeinsam verbrachten, in der zeit der resistance hat es mich von einem ort zum anderen verschlagen, und nach dem frieden 1954 ging es weiter, als ich in saigon in die illegalität ging, kam es immer seltener vor, dass ich sie besuchen konnte.
umerzieher: meine herren, sie haben es aus treue abgelehnt, abzuschwören, das übersehen wir durchaus nicht, es ist aber auch nicht unsere absieht, die reinheit ihrer beweggründe anzuzweifeln, aber sind sie wirklich ganz sicher, den richtigen weg gewählt zu haben? sie haben unrecht, wenn sie meinen, abschwören wäre verrat und kapitulation. im gegenteil, ihre politischen glaubenssätze können nur davon profitieren, wieso, fragen sie mich? nun, ganz einfach dadurch, dass sie ihr leben retten - die erste voraussetzung dafür, dass sie ihren kämpf fortsetzen können, sie unterschreiben das papier - aber was kann ihnen schon passieren? sie sind nicht mit dem herzen dabei, ihre gedanken sind ganz woanders! wer sollte sie beschuldigen? niemand! oder haben sie die absieht, weltverbessernde helden zu werden oder fantastische dinge zu vollbringen? aber wenn sie nutzlos sterben, wie - wenn sie gestatten - wollen sie dann die weit verbessern?

thuan: - in den käfigen war es am schlimmsten durchzuhalten, dort litt nicht nur der körper, dort litt vor allem auch die seele, dort zerstörten sie die moral. alle anderen zellen standen - so furchtbar es sein mochte - hinter den tigerkäfigen weit zurück, dort gehörte, war einmal die tür verschlossen, diese letzte zuflucht dem gefangenen, sie war sein letzter winkel erde, sehr klein und finster, zugegeben, aber eben ein winkel für ihn allein, die tigerkäfige aber Hessen ihm überhaupt keine freiheit mehr, tag und nacht lebte er unter den augen des feindes, der ständig über ihm patrouilliert, ihn durch die gitterstäbe beobachtet, unter dessen blicken er seine intimsten dinge verrichtete, ständig rufen sie ihm zu: he, du da unten, was treibst du? - he, warum hast du dich schlafen gelegt? - he, warum sitzt du? - he, kerl was gibt es zu grinsen?
keine stunde ruhe vor ihnen, keine minute, keine sekunde.
- eines nachts holten sie mich und zwei andere genossen aus den käfigen. wir seien zum tode verurteilt, sagten sie. man werde uns mit einem boot auf das meer hinausfahren, uns in einen sack stecken und ertränken, ich erinnere mich noch sehr gut an alle einzelheiten in dieser nacht, gut, ich war ruhig, aber ging ich deshalb etwa gern in den tod? es ist immer besser, für die revolution zu leben, als für sie zu sterben, aber es kann auch notwendig sein, dass man für sie stirbt, ich musste sterben, das war klar, ich war nicht froh darüber, aber ich bedauerte es auch nicht, was jetzt vor mir lag, war nichts anderes als der logische abschluss eines kampfes, den ich bestanden hatte, aus dem ich - und daran änderte mein tod nichts – siegreich hervorgehen würde, es war das ende eines lebens, dessen ich mich nicht zu schämen brauchte, ich musste lächeln, aber die natur lieferte in dieser nacht eine kulisse, die eines heldentodes würdig war. der mond schien gross und ruhig vom sternenübersäten himmel herab und tauchte die landschaft in ein geheimnisvolles grossartiges licht, die spitze des herrenberges leuchtete fahl im mondlicht, darunter der schwarze ozean, der völlig ruhig dalag, mir war, als sähe ich die natur zum ersten mal mit offenen äugen, zum ersten und zum letzten mal. am strand lag ein boot bereit, ohne den befehl abzuwarten, stieg ich ein. die mit mp's bewaffneten soldaten folgten mir. zuletzt bestiegen die agenten mit den beiden genossen das boot. nachdem wir ungefähr 10 minuten ohne ein wort gefahren waren, befahl einer der agenten den soldaten, uns bis zum gürtel in die bereitliegenden säcke zu stecken.
‚wir lassen euch 10 minuten bedenkzeit. 10 minuten, dann ist alles vorbei, alles - denkt daran, wenn ihr überlegt, hört gut zu. wenn ihr euch nicht bereiterklärt abzuschwören, wird man euch unweigerlich ins meer werfen.'
- wir hatten nichts abzuschwören, wir lehnten die 10 minuten ab. die agenten schüttelten den köpf, dann gaben sie den soldaten ein zeichen, wir fuhren zur insel zurück. - wir wurden immer weniger in den käfigen. die krankheiten rafften viele weg. und was die
krankheiten nicht schafften, brachten die folterungen bei den physisch schwächeren, wir erwarteten alle den tod, in jedem augenblick. wir warteten darauf, dass sich die tür öffnete, ein kopf erschien und eine stimme ‚raus!’ rief, wir wussten, dass wir sterben mussten. aber nicht wann und wie. wie oft habe ich in den vielen jahren, die ich in dieser hölle erbrachte, versucht mir vorzustellen, wie unsere genossen den tod gefunden hatten, das leben verlässt den körper schnell, so leicht; es scheint fast so, dass es umso leichter entflieht, je kostbarer es ist. - die tage vergingen, nichts passierte, warum, warum um alles in der weit, machen sie nicht schluss, fragte ich mich und gab mir gleich die antwort: sie wagen es nicht, sie wagen es einfach nicht, aber damit konnte ich mich nicht zufriedengeben, warum sollten sie es nicht wagen? was hielt sie ab? bei den vielen anderen genossen haben sie es schliesslich auch gewagt, was hielt sie also ab? sollten sie des terrors und des mordens müde sein, weil sie begriffen, dass sie damit auch nicht zum ziel kamen? nein, die lösung war viel einfacher, ich begriff es erst später, es hätte ihnen einfach nichts genützt, uns umzubringen, das lager I und vor allem die käfige - das waren symbole geworden, die man durch mord nicht zerstören konnte, sie brachten uns nicht um, weil sie keine helden und märtyrer gebrauchen konnten, das symbol sollte zerstört werden, aber sie wussten nicht, wie sie es anfangen sollten, die störrischen in den tigerkäfigen, wie sie uns nannten, stellten einen brandherd dar. sie waren die flamme der widerstandsbewegung auf poulo-condor. die äugen aller gefangenen waren auf sie gerichtet, an unserem beispiel richteten sich viele wieder auf, die für einen augenblick schwach gewesen waren, wir gaben ihnen mit unserem beispiel die kraft, neu zu beginnen, der feind konnte das symbol nur zerstören, wenn es ihm gelang, uns zur aufgäbe zu zwingen, wenn wir schwach wurden, dann hatte er sein ziel erreicht, nicht aber, wenn er uns umbrachte, das war die antwort, und es war auch die antwort auf die frage nach dem sinn unserer leiden.
kommandant: wisst ihr, was man mit flöhen macht, die einem zu lange zusetzen? man nimmt sie zwischen die finger und knackt sie. was glaubt ihr eigentlich wo ihr seid? auf dem schlachtfeld des klassenkampfes? nun, auf dem schlachtfeld ganz sicher, das versprechen gebe ich euch, aber auf diesem feld wird nicht gekämpft, hier knackt man lästige flöhe, das ist meine letzte warnung an euch, damit wir uns verstehen, ich habe euch satt, ihr belästigt mich schon zu lange, wie gesagt, ihr wisst, was man mit flöhen macht.

im oktober 1961 erhält die leitung von poulo-condor den geheimen befehl, vorbereitungen für eine verlegung des lagers zu treffen, mit amerikanischer unterstützung soll die insel zu einem stützpunkt für die ausbildung von fallschirmspringern ausgebaut werden, der einzige mögliche landeplatz auf der insel befindet sich ausgerechnet dort, wo man den häftlingsfriedhof angelegt hat. der friedhof muss weg. diese aufgäbe sollen die häftlinge erledigen, um sie zu täuschen, erkärt man ihnen, man wolle ein denkmal für den grossen vietnamesischen revolutionär nguyen an ninh errichten, zwei grob gehauene steine werden aufgestellt, aus denen angeblich das denkmal gehauen werden soll, für die exhumierung der leichen werden häftlinge bestimmt, die bereits abgeschworen haben, aber noch immer im lager II widerstand leisten, die schaufei mit der sie nach den leichen graben werden, soll gewissermaßen ihre eigene moral untergraben, was ihnen noch an politischem ansehen geblieben ist, soll damit endgültig zerstört werden, der feind lässt die parole von den Kommunisten die leichen von kommunisten entweihen' ausstreuen, aber das manöver ist zu plump, um nicht sofort durchschaut zu werden, ausserdem ist der wahre zweck der exhumierung inzwischen durchgesickert, am morgen des dritten tages lehnt es das friedhofskommando ab, die arbeit aufzunehmen, daraufhin umstellen dutzende mit mp's bewaffnete soldaten die häftlinge. sie treiben sie zum strand, wo sie ein grosses karree bilden, an allen vier ecken werden grosse häufen grober, kurzer knüppel aufgeschichtet, eine ganze legion von aufsehern und kriminellen aus lager IV nehmen an den häufen auf stellung, für sie ist es ein vergnügen die politischen zu lynchen, mit aller kraft werfen sie die knüppel auf die häftlinge. einen ganzen vormittag dauert die geisselung. die erde ist mit zerfaserten stockenden übersät, wie mit kleinen federn, der sand ist rot von blut, mehrere erheben sich nicht mehr, aber keiner der überlebenden erklärt sich bereit, die arbeit auf dem friedhof wieder aufzunehmen, die arbeiten bleiben liegen, auch die anderen gefangenen des lagers II weigern sich, auf dem friedhof zu arbeiten, das projekt wird zu einer kraftprobe zwischen den aufsehern und den häftlingen. obwohl im lager II geschlagen und gefoltert wird, bricht die front der häftlinge nicht zusammen, als ein paar wochen darauf das stützpunktprojekt aufgegeben wird, atmet die leitung des lagers auf.

thuan: - eines abends näherte sich ein häftling meinem käfig. es war einer von denen aus lager II die manchmal bei uns für die gorillas als kalfaktoren arbeiten. - ich habe eine nachricht für dich. - was ist es? - die genossen des lagers II haben mich geschickt. - sag schon was es ist. - sie lassen euch sagen, dass sie glauben, dass der kampf gegen das abschwören und gegen die umerzieher der haltung der partei und den revolutionären prinzipien entspricht. - und was noch? – die genossen bewundern euren kämpf, sie lassen euch sagen, dass sie zu euch halten werden, ihr sollt bis zum ende durchhalten, dann werden auch sie es schaffen. -
sie waren unsere genossen, sie waren noch immer unsere genossen, und ihre botschaft? sie war für uns alles, alles, wie soll man da schlafen, mir sass ein kloss im hals, jene, die der feind überwunden glaubte, bekannten sich zu uns, bekannten sich weiterhin zum kampf, ja wir haben uns entschlossen auszuharren, dem feind bis zum letzten die stirn zu bieten, aber irgendwie hatten wir uns doch allein gefühlt in diesem kämpf, keiner hatte es dem anderen gegenüber zugegeben, und doch war es da. dieses alleinsein, dieses gefühl, dass man vielleicht doch umsonst kämpft, umsonst leidet, geahnt haben wir es ja immer, dass es nicht umsonst war; aber nun diese nachricht! ist ein einziger tropfen blut umsonst geflossen? sind unsere genossen für eine fiktion gestorben? wer könnte das behaupten angesichts dieser nachricht. - es dauerte nicht lange bis alle in den käfigen von der nachricht der genossen wussten. es war uns, als hätte man uns den sinn unseres daseins bestätigt, es ist schwer zu erklären, wie diese nachricht in den käfigen wirkte, sie beseitigte die letzten zweifei. es war einfach klar: die partei und unsere gemeinschaft führten und unterstützten uns - und so würde es bleiben.

nguyen duc thuan überlebte die tigerkäfige. heute ist er stellvertretender vorsitzender der gewerkschaftsvereinigung von nord-vietnam. er überlebte ein inferno, das tausenden anderen das leben kostete, er überlebte ein inferno, das auch nach ihm für tausende den tod bedeutet hat und bis heute bedeutet, das pariser vietnam-abkommen enthält einen artikel, in dem die freilassung aller politischen gefangenen in süd-vietnam, also auch der gefangenen von poulo-condor, verlangt wird, ein weiterer artikel behandelt die freilassung amerikanischer kriegsgefangener. während der letzte punkt strikt eingehalten wurde, warten immer noch tausende politischer gefangene darauf, dass ihnen das thieu-regime die im abkommen zugesicherte freiheit gewährt.

namen

ali - heinrich jansen
allnach - kay allnach
andreas - andreas baader
anne - annerose reiche
astrid - astrid proll
becker - eberhard becker
bernd - bernd roesner
carl - manfred grashof
christa - christa eckes
gabi - irmgard möller
georg - georg von rauch
gudrun - gudrun ensslin
hanna - hanna krabbe
hanne - carmen roll
harry - gerhard müller
hilde - brigitte mohnhaupt
igel - wolfgang beer
inga - inga hochstein
inge - inge viett
james - horst mahler
jan - jan carl raspe
jimmy - holger meins
karameh - brigitte asdonk
kat - katharina hammerschmidt
kh - karl-heinz dellwo
leo - helmut pohl
margit - margrit schiller
nelly - monika berberich
nina - ingrid schubert
otto - bernhard braun
peggy - irene goergens
prinz - petra schelm
ron - ronald augustin
spätlese - klaus jünschke
tiny - ilse stachowiak
tommy - thomas weisbecker
toni - wolfgang grundmann
ulrike - ulrike meinhof
verena - verena becker
werner - werner hoppe

abkürzungen

ai - amnesty international
ao - kpd/aufbau-organisation
baw - bundesanwaltschaft
bgh - bundesgerichtshof
bka - bundeskriminalamt
bvg - bundesverfassungsgericht
br - brigate rosse
ds - durststreik
hh - hamburg
hs - Hungerstreik
id - informationsdienst (linke zeitung)
ksv - kommunistischer studentenverband (der ao)
lka - landeskriminalamt
ml - kpd/marxisten-leninisten
ns - nationalsozialistisch
oss - office of strategie services (später cia)
rh - rote hilfe
rz - revolutionäre zellen
sds - sozialistischer deutscher studentenverband
sg - sicherungsgruppe bonn (des bka)
sla - symbionese liberation army (usa)
spk - sozialistisches patientenkollektiv
sthm - stammheim
vs - verfassungsschutz
ze - zwangsernährung
4.2. - die sieben, die 74 an dem tag verhaftet wurden
2.6. - bewegung 2. juni

Das Buch diente als Grundlage für das Hörspiel "(schreibt auf. unsere haut.) - Projekt RAF" von Paul Plamper und Alban Rehnitz (Hessischer Rundfunk, 1999).


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