Peter Gingold zum 8. Mai 2005
Zum 60. Jahrestag der Befreiung fand am 8. Mai 2005 eine Demonstration in Berlin statt. Unter dem Motto "60 Jahre - damals wie heute: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus" rief ein Bündnis aus der radikalen Linken zu einem antimilitaristischem, internationalistischen Block auf.
Peter Gingold hat in seiner posthum erschienenen Autobiographie "Paris - Boulevard St. Martin No. 11", erschienen im PapyRossa-Verlag seine Eindrücke der Demo zum 60. Jahrestag der Befreiung festgehalten. Nachfolgend ist dieser Ausschnitt dokumentiert.
"Der Jahrestag des 8. Mai 1945 ist für mich immer ein Höhepunkt. Doch der sechzigste im Jahr 2005 übertraf alles. Vorgesehen war, dass ich im Frankfurter Gewerkschaftshaus mit anderen Zeitzeugen sprechen sollte. Doch zwei Tage zuvor kam aus Berlin ein Anruf, ob ich bereit wäre, vor etwa fünfzehntausend Protestierenden gegen einen geplanten Aufmarsch von Neonazis »Unter den Linden« als Redner aufzutreten. Spontan sagte ich zu, die Frankfurter hatten dafür Verständnis. Vor vielen tausend Menschen konnte ich auf dem Platz vor dem Berliner Ensemble sprechen. Ich spürte, was es für diese Jugendlichen bedeutete, dass einer wie ich zu ihnen sagen konnte: »Ich habe erlebt, wie es anfing und wie es endete. Und es begann genau dann, als den Nazis in der Weimarer Republik die Straße freigegeben wurde.« Als letzter Redner beendete ich meine Ansprache mit den Worten: »Denen keinen Fußbreit Boden in dieser Stadt!« Ich erhielt einen schönen Blumenstrauß und marschierte damit an der Spitze des Demonstrationszuges der vielen Tausenden zum Alexanderplatz, wo sich die Neonazis zu ihrem Aufmarsch versammelt hatten. Nach stundenlanger Blockade erklärte die Polizei die Zusammenrottung der Neonazis für aufgelöst. Wie symbolisch dieser Triumph am Jahrestag der Befreiung. Für mich war es ein ergreifender 8. Mai."
Foto: Umbruch Bildarchiv
[ HOCH ] -
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