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Donnerstag, 21.11.2024

Zwei Jahrzehnte praktische Solidarität aus Dänemark für die PFLP

Der Klappentext verspricht nichts Gutes: "Terror", "junge Rebellen, die aus politischem Fanatismus zu Mördern werden", "Real-Polit-Thriller". Auf den ersten Blick eine weitere Stefan-Aust-Mischung aus Suspense, Klatsch, politischer Denunziation und Polizisten-Denken. Aber - Überraschung - es ist kein deutsches Buch und die handelnden Personen sind keine bundesrepublikanischen RAF-Mitglieder, sondern Dänen!

Die Basis dieses dokumentarischen Berichtes sind zwar Ermittlungsakten der dänischen Kriminalpolizei, Polizeiberichte über Verhöre und Hausdurchsuchungen, Gerichtsdokumente und einige Observationsprotokolle des dänischen Geheimdienstes "Politiets Efterretningstjeneste" (PET). Allerdings befragte der Autor neben Vertretern der Kriminalpolizei, des Geheimdienstes und der Justiz auch Akteure im Umfeld der "Blekingegade-Bande" sowie Familienmitglieder und Arbeitskollegen. Einzelne ehemalige Mitglieder der Gruppe sprachen offensichtlich auch mit dem Autor.

Der Bericht gibt einen Einblick in die militante Geschichte einer kleinen kommunistischen Gruppe Dänemarks, die in den 1960ern auf Demos gegen den Vietnam-Krieg begann und 1990 vor einem dänischen Gerichtshof endete.
Vorgeworfen wurden den Beschuldigten unter anderem Raubüberfälle auf Postämter und Geldtransporter, die versuchte Entführung von Familienmitgliedern eines nordeuropäischen Milliardärs, Betrügereien im grossen Stil, Waffenraub und die Tötung eines Polizisten. Hintergrund aller "Geldbeschaffungsaktionen" war, wie erst im Laufe des Prozesses zu Tage kam, die Zusammenarbeit der Gruppe mit der palästinensischen Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), die nahezu das gesamte erbeutete Geld und auch Waffen erhielten.

Gezeichnet wird das Bild einer fast ausschliesslich männlichen Gruppe militanter Linker, die ihre bewaffneten Beschaffungs- und Enteignungsaktionen seit den 1970er Jahren ganz bewusst nicht als Teil des politischen Kampfes in Dänemark markierten. Ihre Entscheidung basierte auf einer Gesellschaftsanalyse, die ähnlich der späteren RAF davon ausging, dass das hiesige Proletariat bereits korrumpiert und deshalb nicht mehr zu aktiven revolutionären Kämpfen bereit sei. Der politische Bezugsrahmen, den die Gruppe nicht öffentlich machte, galt ausschliesslich der Unterstützung der Befreiungsbewegungen in den drei Kontinenten, im besonderen des PFLP. Auf jeden Fall sehr lesenswert.

Peter Øvig Knudsen
Der innere Kreis
Osburg Verlag
ISBN: 978-3-940731-37-1
459 S.; € 22,90

Quelle: http://www.schwarzerisse.de/seiten/rez.html


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